2021-02 SZFM

„Die Kunst der Nächstenliebe“ führt in die 4 NOCH MEHR TOLERANZ GEWÜNSCHT Welt der Teilhabe ein – nächste Ausstellungsorte stehen fest 8 NICHT ALLEIN GEGEN WINDMÜHLEN weiter auf Emanzipation Andreas Schlegel ist neuer Geschäftsführer der Stiftung ZEIT FÜR MENSCHEN und setzt 9 SOZIALES SICHTBAR MACHEN wie gut soziales und ehrenamtliches Wirken tut Pop-up Store in Leonberg zeigt anschaulich, 11 UNSERE STIFTUNGSFAMILIE BEWEGT In bewegten Zeiten in guter Verbindung bleiben 12 ICH MACHE MIR DIE WELT Der 16. Kirchberger Dialog gibt Orientierung, welche Werte im Leben leiten können DAS MAGAZIN DER SAMARITERSTIFTUNG PRÄSENTIERT: Unerhört Altersschwerhörigkeit kann isolieren. Das lässt sich verhindern Unbeachtet Die richtige Farbwahl bei der Gestaltung hellt die Psyche auf Unglaublich Inklusive TanzKompanie zeigt, wie Inklusion gelingen kann UNERHÖRT Altersschwerhörigkeit kann isolieren. Das lässt sich verhindern UNBEACHTET Die richtige Farbwahl bei der Gestaltung hellt die Psyche auf UNGLAUBLICH Inklusive TanzKompanie zeigt, wie Inklusion gelingen kann 1 2 0 2 / 0 2

EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, dieses ist nun mein erstes Editorial als Geschäftsfüh- rer der Stiftung ZEIT FÜR MENSCHEN und ich freue mich, dass das erste Thema, zu dem ich schreiben darf, „Hören und Sehen“ heißt. Denn das ist es, was wir von ZEIT FÜR MENSCHEN machen: Wir sehen hin und hören zu. Wir machen soziale Arbeit in der Öffentlichkeit sichtbar (→ S. 9) und kümmern uns um Tabu-Themen in der Gesell schaft (→ S. 4). Im Sprichwort traut der Mensch seinen ei- genen Ohren nicht. Gut, dass die Stiftung ZEIT FÜR MENSCHEN viele Augen und Ohren hat. Die Stifter- treffen in Aalen, Pfullingen, Münsingen und Feuerbach haben einmal mehr eindrücklich gezeigt, wie sich Gesellschaft positiv verändern lässt, wenn tatkräftige und entschlossene Mitbürger:innen an der Gestaltung mitwirken. Wir sind eine Stiftung der Bürger:innen. Und wir möch- ten uns zu Wort melden, möchten zur Sprache bringen und ins Bild setzen – uns ist es wichtig, dass an der Gesellschaft, in der wir leben, alle teilhaben können. Wir lassen uns fast alle vom Lachen eines Freundes mitreißen, genauso wie von der Zuversicht eines Mit- streiters, wenn ein Projekt ins Stocken gerät, denn positive Gefühle stecken an – jedes Mal, wenn wir an- deren Menschen mit Offenheit begegnen. Deshalb ist es uns ein Herzensanliegen, Begegnungen zu gestalten – überall vor Ort in den Wirkungskreisen unserer acht Tochterstiftungen. Ich freue mich auf eine gute Zeit voller Engagement und spannender Aktionen. Gemeinsam können wir auch in Zukunft alles hören und sehen, wofür unser Handeln gebraucht wird. Mit herzlichen Grüßen Andreas Schlegel Geschäftsführer der Stiftung ZEIT FÜR MENSCHEN STIFTUNG ZEIT FÜR MENSCHEN MAGAZIN · 20/2021

ZEIT SCHENKEN Noch mehr TOLERANZ gewünscht „Die Kunst der Nächstenliebe“ führt in die Welt der Teilhabe ein – nächste Ausstellungsorte stehen fest 5 D ie Wanderausstellung Die Kunst der Nächsten liebe – Menschen mit Behinderung in Fotopor träts erzählt von jungen und alten Menschen, die in diakonischen Einrichtungen der 1970er und 1980er Jahre sowohl in Ost- als auch in Westdeutsch- land lebten. Es ist jedoch keineswegs eine historische Ausstellung, denn die Porträts entziehen sich jeder zeit- lichen und regionalen Zuordnung. Die Präsentation ist in sieben Themengruppen aufgeteilt. Diese orientieren sich an den aktuell in der Inklusionsdebatte diskutierten Kategorien der Teilhabe. Dies sind zum Beispiel: „Freund- schaft und Nähe“ oder „Beweglichkeit und Begegnung“ oder „Lernen und Neugierde“. Es sind Befindlichkei- ten, die für alle Menschen gleichermaßen gelten. Die 42 fotografischen Porträts zeigen den Alltag von Men- schen mit Behinderungen. Wie sie wohnen, wie sie ler- nen, ihre tägliche Arbeit, ihre Treffen mit Freunden, wie sie Feste feiern oder Sport machen. Viele Menschen ohne Einschränkungen wissen oft nicht, wie sie Men- schen mit Beeinträchtigungen begegnen sollen. Weil sie sich unsicher fühlen, gehen sie auf Distanz. So hat der Besuch der Ausstellung zweierlei Dimen- sionen: Der Blick auf die Porträts ermöglicht die Be- gegnung mit den porträtierten Menschen, aber auch zugleich mit sich selbst. Die Ausstellung erzählt von jungen und alten Menschen. Sie zeigt, dass Begegnun- gen Grenzen aufheben können. Beim Betrachten der Fotos wird deutlich: Inklusion ist nicht nur ein soziales und institutionelles, sondern zugleich ein emotionales Thema. Inklusion beginnt im Bewusstsein eines jeden Einzelnen. Genau davon erzählen auch die Gespräche, die Markus Mörike, Regionalleiter Eingliederungshilfe, mit Men- schen mit Behinderung in Grafeneck geführt hat, und die in einem Video festgehalten worden sind. Befragt wurden Funda Gerhardt, Hanna Woop, Hedwig Wagner, Philipp Kuhn, Sigrun Gothe und Uwe Schulz. Einige von ihnen leben im Brombeerweg, einem inklusiven Wohn- projekt mitten in Münsingen. Hier gibt es für Menschen mit geistiger Behinderung eine Möglichkeit, unter Teil- habeperspektive zu wohnen und zu leben – zwar mit der notwendigen Hilfestellung, aber dennoch so selbst- bestimmt wie möglich. Sie wurden befragt, wie sie sich verstanden fühlen, ob sie sich ausgegrenzt sehen, wie es ihnen geht und ob sie sich selbst als behindert anse- hen. Uwe Schulz und Hanna Woop waren bereit, diese zum Teil sehr persönlichen Fragen auch vor Publikum bei der Vernissage der Ausstellung zu beantworten. „Es wird uns immer wichtiger, nicht über, sondern mit Menschen mit Behinderungen zu reden. Zu oft glauben wir vermeintlichen Fachleute zu wissen, was sie bewegt und was sie brauchen. Zu selten fragen wir sie einfach direkt, was sie sich von mehr Teilhabe und Inklusion versprechen und vorstellen. STIFTUNG ZEIT FÜR MENSCHEN MAGAZIN · 20/2021

„Inklusiv heißt: Alle Menschen sind überall dabei. Menschen mit und ohne Behinderung. Alle können überall mitmachen und alle sind gleichberechtigt.“ Institut für inklusive Bildung 6 Wem die Welt der Teilhabe, die Welt der Inklusion beim Betrachten der Bilder noch fremd geblieben ist, der kann jetzt hören, wie es funktionieren könnte. „Ein bisschen noch … noch ein bisschen mehr Toleranz“ – so einer der vorgetragenen Wünsche. „Es gibt keine Menschen zwei- ter Wahl, sondern nur Menschen mit Problemen“, sagt Funda Gerhardt. Wer sie so akzeptiere, wie sie eben sei, den akzeptiere sie auch. Als behindert bezeichnet sie sich nicht. „Ich habe eine Schwäche. Ich kann nicht lesen und nicht schreiben. Aber dass ich deswegen wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt werde, ist nicht richtig. „Eine Sauerei“ sei das, pflichtet ihr Sigrun Gro- the bei. Es könne jeden treffen. Krankheit, Unfall oder andere unvorhergesehene Dinge könnten gesunde Menschen zu Menschen mit Behinderung machen. „Ich bin der Einzige, der so was machen kann“, beschreibt Philipp Kuhn seine Arbeit als Schredder-Spezialist. Er ist so schnell wie keiner. Gewissenhaft achtet er auf größte Sorgfalt im Umgang mit heiklen Papieren. Philipp Kuhn sitzt im Rollstuhl und kann sich ohne fremde Hilfe nicht daraus befreien. „Ich bin sehr froh, dass wir die Gelegenheit hatten, die Ausstellung sehen zu können. Dieser visuelle Eindruck war wichtig. Die Präsentation in der Zehntscheuer ist klasse, auch die Kombination mit dem Video ist toll gelöst“, lobt Michael Walter, Leitung Unternehmens- kommunikation der Johannes-Diakonie in Mosbach, das Konzept der Wanderausstellung, die demnächst deshalb auch vom 3. bis zum 23. Februar in Mosbach im Rathaus- saal gezeigt werden wird. Weitere Interessenten, die die Ausstellung in ihren Räumlichkeiten zeigen möch- ten, sind: die Stadt Neresheim, der Bodelschwingh-Hof Mesterstädt im Landkreis Gotha sowie die Eingliede- rungshilfe der Samariterstiftung auf der Ostalb. ■ SVV Sie haben Interesse an der Ausstellung? Wir freuen uns über Ihre Anfrage Samariterstiftung naechstenliebe@samariterstiftung.de oder Kulturhistorische Projekte info@roeper-projekte.de

NICHT ALLEIN GEGEN WINDMÜHLEN Andreas Schlegel ist neuer Geschäftsführer der Stiftung ZEIT FÜR MENSCHEN und setzt weiter auf Emanzipation noch stärker in ihren jeweiligen Quartieren verankert werden. Ein Ansatz, der angesichts der gesamt- gesellschaftlichen Lage nicht unter- schätzt werden darf. Staatliche oder auch kirchliche Insti tutionen kön- nen vielfach die anfallenden Aufga- ben im sozialen und gesellschaftli- chen Bereich nicht mehr erfüllen. „Der Zusammenhalt in unserer Ge- sellschaft hängt ganz entscheidend von den ehrenamtlich Engagierten ab, die sich für das Gemeinwohl einbringen“, erklär te Ministerprä- sident Winfried Kretschmann die Bedeutung des Ehrenamtes bei der Überreichung des Bundesverdienst- kreuzes aus Anlass des Tags des Eh- renamts in Stuttgart an engagierte Bürger:innen. Und er hängt ab, so ergänzt Schlegel seine Sicht aufs Thema, von frei-gemeinnützigen Trägern, die ihre Rolle in der Ge- sellschaft ernst nehmen. In einer „lebendigen“ Zivilgesell- schaft brauche es Bürger:innen, die die Gestaltung des Gemeinwesens ein Stück weit selbst in die Hand nehmen, so Kretschmann. „Wer sich bei ZfM engagiert, der erlebt das Gefühl, dass er nicht alleine für die Bürgerrechte eintritt, dass er zur Gesellschaft gehört, dass er mit sei- nem individuellen Beitrag das gro- ße Ganze stärkt“, führt es Schlegel noch weiter aus. Er gesteht, dass die- se Aufgabe nicht immer einfach zu handhaben ist. „Einerseits braucht es Leitplanken, innerhalb derer die Entwicklung vorangeht. Anderer- seits sollen die einzelnen Familien- mitglieder ihren eigenen Weg finden und gehen. Sie sollen vor Ort tief und gut verankert sein, ein tragfähiges Netzwerk aufbauen. Zentralistisch darf man dabei nicht denken.“ Ohne die gesellschaftlichen Binde- kräfte, die aus dem freiwilligen Engagement der Bürger:innen er- wachsen, sei ein pluralistisches Ge- meinwesen gar nicht denkbar, meint der Landesvater Kretschmann. Der neue „Stiftungsvater“ Schlegel setzt hinzu: „Wir wollen mehr als nur den Häusern der Samariterstiftung dienen, wir wollen etwas für die 8 D ie Stiftung ZEIT FÜR MEN- SCHEN (ZfM) ist ein große Familie und eine Stiftung für die Bürger:innen. Familienober- haupt ist seit September Andreas Schlegel, der zuvor neun Jahre in der Abteilung Kommunikation und Gesellschaft, aus der nun die beiden Referate Kommunikation sowie En- gagement und Gesellschaft gewor- den sind, gearbeitet hat. „Aus dieser Zeit bringe ich schon die Rolle als Mittler und Moderator zwischen unterschiedlichen Interessen und verschiedenen Lebensumfeldern mit“, sagt der 55-Jährige. ZEIT FÜR MENSCHEN ist aufgrund einer Ini- tiative der Samariterstiftung vor mehr als 15 Jahren entstanden und hat sich stetig weiter emanzipiert. „ZfM ist eine Stiftung des bürgerli- chen Rechts und kann sich deshalb ganz anders zu öffentlichen Themen äußern als beispielsweise die Sa- mariterstiftung. Es ist gewünscht, dass ZfM Stellung bezieht“, erklärt Schlegel. Aus diesem Grund wurden in der Vergangenheit Veranstaltungsfor- mate zu Themen wie „Gemeinwohl- ökonomie“, „Grundeinkommen“ oder „Jugend und Demokratie“ ent - worfen. „Da sollen keine neuen Wege beschritten werden, aber wir wer- den uns noch breiter aufstellen.“ Ge- dacht ist, dass einzelne Veranstal- tungen so konzipiert sind, dass sie wie ein Passepartout auch an ande- ren Orten veranstaltet werden kön- nen. Zudem sollen die einzelnen Fa- milienmitglieder, Tochter stiftungen,

ZEIT NEHMEN Gesellschaft bewegen.“ Vor diesem Hintergrund führt der Weg von ZfM noch tiefer in die Quartiere und noch stärker als bislang wird auf tragfähige Kooperationen mit anderen Netzwerkern gesetzt, die sich im Quartier engagieren. „Solidarität, Nächstenliebe und Hilfs bereitschaft, das kann man nicht von oben herab verordnen. Solche Werte und Tugenden müssen von unten her wachsen und weiter- gegeben werden“, betont der Minis- terpräsident. Deshalb ist es wichtig, dass es an der Seite der Samari- terstiftung noch die Stiftung ZEIT FÜR MENSCHEN gibt. Während die Samariterstiftung als Pflege- satzpartner an ganz konkrete Vor- gaben gebunden ist, darf ZfM Frei- räume reklamieren, ausfüllen und besetzen. Zu solch einem Freiraum zählt beispielsweise auch die Aus- stellung „Kunst der Nächstenliebe (→ S. 4), die mit einer eindrucksvol- len Bildersprache den Zustand, aber auch die Schwächen der derzeit ge- lebten Inklusion aufzeigt. Wichtig ist Schlegel in dem Zusammenhang, „dass alle, die für ZfM aktiv sind, als Partner der Häuser der Samari- terstiftung verstanden werden. Wir sind Nachbarn im Quartier.“ Schon nach wenigen Wochen in seiner neuen Position freut sich der Ver- waltungswissenschaftler: „Ich lerne in diesem Bereich so viele interes- sante Menschen kennen, die mein persönliches Leben und meinen Ho- rizont erweitern. Das ist mir eine große Freude.“ ■ SVV STIFTUNG ZEIT FÜR MENSCHEN MAGAZIN · 20/2021 SOZIALES SICHTBAR MACHEN Pop-up Store in Leonberg zeigt anschaulich, wie gut soziales und ehrenamtliches Wirken tut S oziale Arbeit ist unverzichtbar, aber wenig sicht- bar. Gerade kleine und mittelgroße soziale Trä- ger:innen sind zwar emsig und unermüdlich im Einsatz, leisten Großartiges, können helfen, gestalten den Sozialraum maßgeblich mit – aber kaum jemand nimmt diese gesellschaftspolitisch wichtige Arbeit wahr. Deshalb haben sich in Leonberg Institutionen, Trägerinnen für Soziale Arbeit zusammengetan und einen Pop-up Store mitten im Leo-Center eröffnet. Für wenige Wochen zeigen sie dort, wie wichtig soziale Arbeit für ein gelingendes Miteinander ist. „Unsere Bewohner:innen in den Heimen Seestraße, Seniorenzentrum und am Rathaus sind Nachbar:innen, wie alle anderen drumherum, dafür wollen wir ein Be- wusstsein schaffen und die Lebensqualität für alle er- höhen“, sagt Dr. Eberhard Goll bei der Eröffnung des Pop-up Store „Markt-Treff“. „Wir sehen unseren Auftrag ‚wir helfen Menschen‘ über die Mauern unserer Häuser hinaus. Eine lebendige Nachbarschaft ist das, was uns in Zukunft ein gutes Leben zu Hause ermöglichen wird, vor allem im Alter und bei Unterstützungsbedarf. Wir können nicht alles mit professionellen Angeboten be- wältigen, wir müssen ‚raus aus der Profifalle‘ “.

Die Samariterstiftung und die LEONBERGER STIF- TUNG – Zeit für Menschen engagieren sich seit 2014 in der Nachbarschaftsentwicklung, zunächst am Blo- senberg und dann in der Seestraße. Seit Februar 2020 auch mitten in der Stadt, direkt neben dem Rathaus. Die LEONBERGER STIFTUNG – Zeit für Menschen, 2007 von engagierten Bürger:innen und Unternehmen aus Leonberg gegründet, schafft es seither, für Menschen mit Unterstützungsbedarf im Raum Leonberg zusätzli- che Zuwendung möglich zu machen. Sie initiiert, beglei- tet und fördert zusätzliche kulturelle Angebote wie das White Dinner oder das Benefizkonzert und unzählige kleine und kleinste Angebote von Mensch zu Mensch. 10 Von diesem Engagement und von den vielen Möglich- keiten, sich sinnhaft zu beteiligen, wird im Pop-up Store „Markt-Treff“ berichtet. Unter der Leitung der städtischen Quartiersarbeit sowie dem Quartiers- management der Samariterstiftung stellt ein großes Netzwerk von sozialen Akteuren alle seine Angebote im Store vor. Im „Markt-Treff“ wird Beteiligung und Beratung, lebendige Nachbarschaft und gutes Zusam- menleben im wahren Wortsinn sichtbar gemacht. Es werden Hilfsangebote vorgestellt und von den Mög- lichkeiten der Beteiligung berichtet. Außerdem sind Besucher:innen eingeladen, in die verschiedensten Be- reiche neugierig hinein zu schnuppern. Bei allem gilt das Quartiers-Motto: „Nachbarschaft ist, was du daraus machst“. Und gemacht wurde trotz Corona einiges: die digitale Plauderstunde, die Geh-Spräche, das Quar- tiersregal und vieles mehr. Der Pop-up Store „Markt-Treff“ ist eine Initiative der Stadt Leonberg in Kooperation mit dem Quartiersma- nagement der Samariterstiftung, unterstützt von Atrio, der Familienbildungsstätte, dem Betreuungsverein fish, der Sozialstation Leonberg, dem Stadtseniorenrat, der Volkshochschule, der LEONBERGER STIFTUNG – Zeit für Menschen und der Lokalen Agenda Leonberg. Die Aktion wird finanziell vom Land Baden-Württemberg unterstützt, vertreten durch die Allianz für Beteiligung im Rahmen der Quartiersimpulse. Einzelne besondere Aktionen runden das Store- Angebot ab. Zu diesen besonderen Aktionen im „Markt- Treff“ gehört unter anderem eine Cartoon-Ausstellung von Peter Gaymann, einem der bekanntesten Cartoo- nisten Deutschlands, zum Thema Demenz. Beim Be- trachten der Cartoons kommen Besucher:innen ganz niederschwellig mit dem Thema Demenz in Kontakt und – auf Wunsch – dazu auch ins Gespräch. So werden Hemmschwellen abgebaut und Bewusstsein geschaffen. Zudem sind in mehreren Geschäften des Leo-Centers Exponate der Ausstellung zu finden. Die Samariterstif- tung stellt die Exponate für einen Monat zur Verfügung. Außer der Dauerausstellung und den Veranstaltungen gibt es zu den Themen der Quartiersarbeit wöchentliche Schwerpunkte wie Informationen über Quartiersarbeit oder zu freiwilligem Engagement, Tipps für den Alltag nach der Berufsphase und einige weitere Themen. Gut, dass mit dem Pop-up Store nun sichtbar geworden ist, welche Möglichkeiten Soziale Arbeit älteren Men- schen und deren An- und Zugehörigen bieten kann, und wie mit dieser Arbeit ein lebendiges Leben in guter Ge- meinschaft für alle Menschen, jeden Alters und mit und ohne Behinderung, gelingen kann. Mit diesem Store ist es gelungen, Zurückhaltung und Ablehnung gegenüber der „sozialen Ader“, die nur vermeintlich nichts bringt, wenn sie ausgelebt wird, abzubauen. ■ SVV

ZEIT FÜR MENSCHEN Unsere Stiftungsfamilie bewegt Quartiersarbeit und Bildungsträger ermöglichen Kursangebote direkt vor Ort Gesund alt werden – so lautete die Devise des jüngsten Engagements des Treffs Jahnstraße in Kooperation mit der Volkshochschule in Pfullingen. Bereits seit Gründung des neuen Stadtteilquartiers in der Jahnstraße stehen die Verantwortlichen des Treffs Jahnstraße 9 und der vhs Pfullingen in engem Kontakt. Das Ziel: gemeinsam den neuen Treffpunkt beleben und Angebote für die Menschen direkt vor Ort schaffen. Über den Sommer gab es einen regelmäßigen Lauftreff für Einsteiger:innen. Im Herbstprogramm der vhs wurden dann ein Bewegungskurs für Senior:innen, Sprachunterricht und Informationsabende im Rahmen einer Elter n- akademie angeboten. Damit Senior:innen besser und leichter mit ihrem Smartphone umgehen können, gab es ein Projekt, das von der Stiftung ZEIT FÜR MENSCHEN finanziell unterstützt werden konnte. Die Kooperation zwischen Volks hochschule und Quartiersarbeit bringt verschiedene Kompetenzen zusammen. Gemeinsam können Angebote entwickelt werden, die sich an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort orientieren. Besuchen leichtgemacht Wer kommt Menschen in Altenpflegehäusern oder in anderen Einrichtungen für alte oder demenziell erkrankte Menschen besuchen? Auf diese Frage hat der ehrenamtliche Besuchsdienst PAULA in Pfullingen eine einfache Antwort: „Unsere extra geschulten Besucher:innen.“ Sie sind nach einer qualifizierten Schulung jetzt „zertifizierte“ Besucher:innen. Zur Schulung gehörte auch, dass die Teilnehmenden genau erfahren haben, wo ihre Stärken liegen: eher im Spazierengehen oder doch besser beim Vorlesen, Fotos anschauen oder gemeinsam Musik hören. Weil sich eine erste Schulungsreihe großer Beliebtheit erfreute, werden diese Schulungs-Abende über den Herbst hin ein weiteres Mal angeboten. STIFTUNG ZEIT FÜR MENSCHEN MAGAZIN · 20/2021 11 Ein großer Gewinn für alle Stifter:in zu sein lohnt sich und in Aalen sogar gleich zweimal! Denn die Stifter:innen der AALENER HOSPIZSTIFTUNG – Zeit für Menschen stiften zum einen Menschen in ihren letzten Lebenstagen Ruhe, Geborgenheit, ihnen und ihren Angehörigen eine sorgenfreie letzte gemein same Zeit. Zum anderen dürfen sich die Stifter:innen einmal im Jahr auf eine ganz besondere Veranstaltung freuen: in diesem Jahr ging es für sie exklusiv durch den Kulturbahnhof in Aalen. Sämtliche ambulanten und stationären Hospize in Deutschland, dies sind immerhin etwa 1.500 ambulante Hospiz- dienste sowie 250 stationäre Hospize, sind auf die Mitwirkung von ehrenamtlich Tätigen und Unter- stützenden angewiesen. Stiftertreffen Pfullingen Alle waren sich einig, dass zwar im ablaufenden Jahr vieles anders als geplant gelaufen sei, es allerdings trotzdem viel Bewegung in der Stiftung gegeben habe. Das Andere, das Neue, habe dazu geführt, nachzudenken und zu überprüfen, was von dem, was in den vergangenen Jahren dazugehört hat, neu diskutiert werden muss. Das Stifterforum in dieser Form ist neu, denn die Stifterfamilie wird jährlich bei einem Familienmitglied direkt vor Ort zu Gast sein. Berichtet wurde über die Musik im Park in Pfullingen, über die Ausstellung im Bürgerhaus Krone in Oberensingen, das erfolgreiche Spendeneinwerben in Aalen, mit dem ein mobiles Pflegebett finanziert werden konnte, sowie über das Jubiläum 25 Jahre Kutscherhaus. Aus Leonberg wurde über den Work shop Sprecherkreis sowie über die Suche nach neuen Kooperationen berichtet. In Münsingen konnte der Sprecherkreis erweitert werden. In Nürtingen geht die Zusammenarbeit zwischen IST Metz und der Werkstatt am Neckar nach einer Corona-Pause weiter. Das IVO-Projekt von IST Metz und Werkstatt am Neckar wird fortgesetzt. Schön auch, dass im Backhäusle in Oberensingen nach Corona-Pause wieder angebacken ist. www.zeit-fuer-menschen.de ■ RED

ICH MACHE MIR DIE WELT 12 Der 16. Kirchberger Dialog gibt Orientierung, welche Werte im Leben leiten können Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt“ – so singt die kleine, starke Pippi im bekannten Kinderfilm. Da finden es vor allem die ganz Kleinen toll, was sich ein Kind so alles erlauben kann. Doch wenn wir erwachsen werden, geht das mit dem „Widewidewitt“ nicht mehr so einfach. Da leben wir meist in einem Dilemma. Was leitet den Menschen in seinen Handlungen? Das Gehirn, die Psyche, Ethik oder Werte? Welche Antworten werde ich geben, wenn ich mich einst fragen muss, wer ich gewesen sein möchte? Der 16. Kirchberger Dialog versucht sich in Antworten auf all diese Fragestellungen. „Wieviel Einmischen muss sein, was ist der Preis dafür?“ Bilharz, Vorstandssprecher 3 fürs Klima, Michael Preuß vom Alternativprojekt Reilstraße 78 in Halle, und Njeri Kinyanjui, Volkswirtin und Stadträtin der Grünen und Unabhängigen in Reutlingen über Lösungswege aus persönlichen Dilemmata, die immer auch bedeutet ha- ben, individuelle Freiheitsrechte aufzugeben. Wieviel Einmischen muss sein, was ist der Preis dafür? Ganz abgesehen von einer deutlichen Rechenschwä- che hat Pippi Langstrumpf doch etwas sehr Wesentli- ches im Blick: sie gestaltet sich ihre Welt und zwar so, wie es ihr gefällt. Aber was gefällt uns eigentlich? Am Montag, 24. Januar, sprechen am Abend Dr. Michael Heißt Stellung zu beziehen, aus der Deckung zu kom- men: die Realität nicht wahrhaben zu wollen? Ist, wer ändern will, irgendwie weltfremd? Am Dienstag, 25. Januar, spricht Dr. Karolien Notebaert, Neurowissen- schaftlerin über „Freiheit und was mein Gehirn mit mir

13 „Ist, wer ändern will, irgendwie weltfremd?“ tigen Schlagzeilen. Interessant ist, wie wir uns gezielt mit Nachrichten manipulieren lassen, weil unser Ge- hirn arbeitet, wie es eben arbeitet. Den Abend gestaltet Lennart Schilgen, Liedermacher und Träger des Prix Pantheon. Der Künstler ist Singer-Songwriter, Dichter und Musik-Kabarettist und kommt aus Berlin. Mit sei- nen beiden Solo-Programmen „Engelszungenbrecher“ und „Verklärungsbedarf“ ist er deutschlandweit unter- wegs. Wie kaum einem anderen gelingt ihm die perfekte Mischung aus Musik und Kabarett. Unter dem Motto „Lieder und Schabernack“ gerät der junge Berliner vom Tragischen ins Komische und vom Schönen ins Schrä- ge. Sein Wortwitz und die scharfe Zunge machen den sympathischen Sänger zu einem absolut sehenswerten Künstler. Der Kirchberger Dialog, eine Tagungsreihe für Füh- rungskräfte aus Industrie und Sozialwirtschaft in Ko- operation mit BruderhausDiakonie, Samariterstiftung, Stiftung ZEIT FÜR MENSCHEN und dem Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, endet am Mittwoch, 26. Januar, vormittags mit einem Impuls von Irina Ose, Leitung Referat Diakonie und Theologie der Samariterstiftung, zum Thema „Wie ordne ich mich persönlich zu.“ ■ SVV TERMIN 24.–26.1.2022 Tagungsort: Berneuchener Haus – Kloster Kirchberg, 72172 Sulz/Neckar Kosten (Unterkunft, Verpflegung, Tagungsbeitrag) 890 € / 790 € (je nach Zimmerkategorie; für Führungskräfte unter 40 Jahren gibt es 50% Ermäßigung, begrenzte Plätze) Weitere Informationen unter www.samariterstiftung.de/kirchberg macht“. Das Gehirn arbeitet nämlich am liebsten mit seinen Standardeinstellungen. Unvermittelte neue Si- tuationen reißen das Gehirn aus seiner komfortablen Situation heraus. Genau damit beschäftigt sich Karolien Notebaert. Sie ist darauf spezialisiert, neueste Er- kenntnisse aus der Hirnforschung für Unternehmen und Individuen nutzbar zu machen. Sie erforscht, wie wir das Potenzial unseres Gehirns besser ausschöpfen können. Ihre Keynote rundet sie mit einzelnen Übungen in Kleingruppen ab. Am Nachmittag schenkt Constantin Schreiber, TV- Moderator und Tagesschau-Sprecher, Einblicke ins „Schwarzmalen und Schönfärben – was Newsroom und Tiktok mit meinem Weltbild machen“. Dabei geht es um die Frage: Wie schauen wir auf die Welt? Thomas Koch, Direktor für Strategische Kommunika- tion an der Staatsoper Stuttgart erzählt anschließend über die Macht der visuellen Eindrücke und der rich- STIFTUNG ZEIT FÜR MENSCHEN MAGAZIN · 20/2021

14 IMPRESSUM Herausgeber: Samariterstiftung Schlossweg 1 | 72622 Nürtingen Telefon 07022 / 505-200 www.samariterstiftung.de www.zeitfuermenschen.de V.i.S.d.P: Frank Wößner, Vorstandsvorsitzender Redaktionsleitung: Sabine von Varendorff (svv) E-Mail: sabine.vonvarendorff@ samariterstiftung.de Telefon Redaktion: 07022 / 505-204 Design und Realisierung: enorm.design Druck und Verarbeitung: Senner Medien Erscheinungsweise: 2 x jährlich Artikel im magazin geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Artikel, Fotos u. ä. wird keine Haftung übernommen. Rechte Die im magazin veröffentlichten Beiträge, Fotos, Grafiken u. Ä. sind urheberrecht- lich geschützt. Die Reproduktion, ganz oder in Teilen, durch Nachdruck, foto- technische Vervielfältigung oder durch andere Verfahren sowie das Einspeisen in elektronische Systeme bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Redaktion. Bildnachweise magazin SAMARITERSTIFTUNG: Archiv Samariterstiftung (35–37), Martin Burchard (20–21), Gradmann Stiftung (12–14), Andrea Gurr (9), hubraum4 (4, 15–17, 19), iStock.com/ bbbrrn (Titel), iStock.com/Grafissimo (9), iStock.com/redchocolatte (25–28), iStock.com/Slim3D (4, 6), iStock.com/ Vesnin_Sergey (33–34), Neukirchener- Verlagsgesellschaft mbH (34), privat (7, 33), Samariterstift Ostalb/Über- setzungsbüro leichte Sprache (10), TanzKompanie/Antony Sojka (4, 22), /Grégory Darcy (24), Universität Vechta/Friedrich Schmidt (29), von Varendorff (23, 31–32), QS:P170,Q5598 (https://commons. wikimedia.org/wiki/File:Rembrandt_ Harmensz._van_Rijn_033.jpg) (2) magazin STIFTUNG ZEIT FÜR MENSCHEN: Bundesstiftung Aufarbeitung/Barbara Köppe (6), Linda Haug (9–10), Kloster Kirchberg (13), /Ute Schmidt (12), Max Volz (Titel, 4, 7), von Varendorff (8)

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